Standpunkt

Leo XIV., der Tennisspieler – Warum ein sportlicher Papst guttut

Veröffentlicht am 12.06.2025 um 00:01 Uhr – Von Peter Otten – Lesedauer: 

Köln ‐ Papst Leo XIV. spielt Tennis und hatte sogar lange einen Fitnesstrainer. Das sei ein gutes Vorbild für andere Führungskräfte in der Kirche, meint Peter Otten. Denn wer seinen Körper achte, lebe auch seine Spiritualität bewusster.

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Papst Leo hat einen Fitnesstrainer. Valerio Masella heißt der. Zwei Jahre lang hat er Robert Prevost trainiert. Und er sei fast vom Stuhl gefallen, als er realisierte, dass er den neuen Papst trainiert habe, hat er einer Zeitung verraten. Ich stelle mir vor: Leo trägt eine weiße Jogginghose und hält einen Tennisschläger in der Hand wie einen Hirtenstab. Denn das soll er auch noch ziemlich gut beherrschen, das Tennisspiel. Und ich denke: Endlich!

Warum soll ein Papst nicht Sport treiben? Immerhin tragen Führungskräfte der Kirche Verantwortung für Millionen Menschen – und zwar nicht nur seelisch. Auch körperlich muss man das erstmal aushalten. Wenn ein Papst Gewichte hebt, beim Zirkeltraining ächzt und beim Tennis an der perfekten Rückhand arbeitet, zeigt er: Ich bin ein Mensch mit einem Körper. Ich schwitze, ich pumpe und ich verliere auch mal im Tiebreak. Das ist für Christen eine tröstliche Botschaft. Der Glaube ist keine Weltflucht. Der Leib ist nicht Versuchung oder Last, sondern Werkzeug. Wer seinen Körper achtet, lebt auch seine Spiritualität bewusster. "Der Leib ist der Tempel des Heiligen Geistes", sagt Paulus wissend. Und Tempel wollen gepflegt werden. Warum nicht mit Hantelbank und Tennisschläger?

Religiöse Führer scheinen mitunter aus hartem Holz. Mystisch, weltfern, unbeweglich, mit schwerem Brokat behängt. Ein sportlicher Papst wirkt nahbar. Ein Mensch, der schwitzt, hat etwas Ehrliches. Ein Papst in einer Laufhose ist vielleicht das, was guttäte: etwas weniger Weihrauch, mehr Bewegung. Vorbildlich wäre das auch für andere Führungskräfte in der Kirche. Wer in Bewegung bleibt, bleibt offen. Für andere Menschen. Für neue Gedanken: Ein Bischof, der nicht nur freitags auf Fleisch verzichtet. Ein Kardinal, der die Gleichberechtigung der Geschlechter nicht nur mit Worten preist. Wäre doch nicht übel.

Der Sport kennt Schweigen, Konzentration, Hingabe. Wer einmal völlig im Rhythmus seines Körpers war, kennt das: eine Form des Gebets, das ohne Worte auskommt. Auch das ist Liturgie – nur in Turnschuhen. Nicht die schlechteste frohe Botschaft in verhärteten Zeiten.

Von Peter Otten

Der Autor

Peter Otten ist Pastoralreferent in der Pfarrgemeinde St. Agnes in Köln. Seit einigen Jahren bloggt er unter www.theosalon.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.